Ungefähr das ist es, was dieser erste Tage gebracht hat. Früh, d.h. 04:00, aufstehen, war das eine, die Reise im ICE Zürich-Hamburg bis Hannover, permanent leicht verspätet und ab Freiburg immer bis auf den letzten Platz besetzt, das andere.
Die Verspätung, die ich mir bei der Deutschen Bahn ja eigentlich schon gewohnt bin, ist insofern von Bedeutung, als wir in Hannover nur 14 Minuten Umsteigezeit haben und den Perron wechseln müssen. Aber diesmal scheint es zu klappen: die Verspätung reduziert sich von den acht Minuten in Freiburg auf zwei in Frankfurt. Aber dann hält der ICE „ausserplanmässig“ in Fulda, weil irgend ein Analphabeth in Frankfurt in den falschen Zug eingestiegen ist und unbedingt einen Flug erreichen muss! Das heisst wieder plus 3 Minuten. Bis Hannover sind es dann aber wieder die zwei von Frankfurt, also kein Grund zur Aufregung.
Hier kommt dann also die zweite Überraschung der „Wundertüte“ Deutsche Bahn: Eigentlich sollte der ICE nach Berlin Hbf aus zwei Kompositionen der Baureihe 402 bestehen: heute kommt nur eine und zwar jene, in der unsere reservierten und bezahlten Plätze eben nicht sind. Man verspricht uns aber einen Ersatzzug – einen IC, also mit Lok und Wagen – der bei gleicher Fahrzeit zehn Minuten später in Berlin eintrifft, was dann auch tatsächlich so funktioniert. Die Wagen sind zwar relativ alt aus den ehemaligen Interregio-Zügen der DB, aber die Sache läuft. Man hat sogar mehr vom Geschwindigkeitsgefühl in diesen Wagen.
Berlin Hbf, 34°C, ein Vorgeschmack, auf das, was da noch kommen mag. Wir haben etwas Zeit und George kauft ein. Ich habe seltsamerweise keinen Hunger, was mich überrascht. Pünktlich fährt der Schlafwagenzug Berlin-Minsk-Moskau ein und wir beziehen unser Abteil, das für mehr als 24 Stunden unser Aufenthaltsort sein wird, sozusagen als Training für die viel längeren Schlafwagen-Stunden, die noch kommen werden. Leider funktioniert in unserem Wagen die Klimaanlage nur sehr bescheiden, was trotz Versuchen der Bähnler auch nicht geändert werden kann.
Nach 5 Uhr abends überqueren wir bei Frankfurt (Oder) die Oder und verlassen den deutschen Sprachraum. Irgendwo zwischen Poznan und Warszawa legen wir uns hin und schmoren im Wagen in unseren eigenen Säften. Unsanft werden wir mitten in der Nacht für eine Passkontrolle geweckt: 02:15, Terespol. Sind wir schon in Weissrussland? Nein, Terespol ist die letzte Station in Polen und die Polen legen offensichtlich Wert darauf, über unsere Ausreise genau im Bild zu sein – die Einreise verlief ohne jede Begegnung mit Zollbeamten. Wir bleiben da eine Weile stehen, was mich veranlasst auszusteigen und ein paar Bilder zu machen, was aber sofort von einer aus dem Nichts auftauchenden polnischen Beamtin unterbunden wird. Immerhin kann sie in unserer kurzen freundlichen Unterhaltung zeigen, dass sie weiss, dass in der Schweiz mehrere Sprachen gesprochen werden.
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