Buchstäblich in Rauch aufgelöst hat sich unser Besuch in Moskau. Nachdem der Morgen der körperlichen (nach zwei Tagen Bahnfahrt) und der geistigen (natürlich für diesen Blog) Rehabilitation gedient hat, wollte ich mir am Nachmittag die Essentials von Moskau hereinziehen: den Roten Platz, den Kreml, die U-Bahn und was Moskau sonst noch zu bieten hat und es hätte viel zu bieten. Aber: bei schätzungsweise 38°C, vielleicht auch 40, und einem Rauch in der ganzen Stadt, sogar in der U-Bahn, die hier sehr tief unter der Oberfläche angelegt ist, ist das ein ausgesprochen beschränktes Vergnügen. Ich habe sogar Schwierigkeiten mit dem Atmen bekommen. Und all die grossartigen Bauwerke wie die Basilius-Kathedrale, die vom andern Ende des roten Platzes kaum sichtbar war, konnten heute ihren Glanz gar nicht entfalten.
Trotzdem hat mich Moskau ziemlich beeindruckt. Natürlich ist es eine imperiale Stadt, stammt doch vieles aus der Zeit der Zaren und deren roten und heutigen Nachfolgern, eben ganz ein Gegensatz für den zwinglianischen Basisdemokraten, der ich doch eigentlich bin. Einerseits faszinieren all diese Bauten, auch die Verherrlichung der Arbeiterklasse in den U-Bahn-Stationen der Ringlinie; anderseits muss man wissen – zumindest hat George mir das so erzählt – dass die ganze U-Bahn von Hand ausgebuddelt wurde, zwischen 1939 und 1954! Das relativiert dann das Grossartige wieder ein bisschen.
Nun, es raucht draussen noch immer. Heute Abend geht es los Richtung Irkutsk und Wladiwostok. Wir werden wohl mitten durch die Feuergebiete fahren und den Zug erst in vier Tagen wieder verlassen. Bis Wladiwostok sind es fast 10’000 Kilometer, die längste Bahnreise der Welt. Länger wäre nur Lissabon–Hongkong. Aber das kann ich ja später einmal ins Auge fassen.
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