Wir kennen Tatjana und Lew aus Irkutsk nicht. Ausserordentlich die Gastfreundschaft, die diese beiden Menschen sofort von ihren Freunden in der Schweiz wie selbstverständlich auf uns übertragen. Zuerst haben sie uns zu unchristlicher Zeit (um 6:14) am Bahnhof in Irkutsk abgeholt, zum Hotel gebracht und dafür gesorgt, dass wir gut untergebracht waren. Das wäre ja eigentlich schon ziemlich viel gewesen. Aber noch keineswegs alles: Um ein Uhr holt uns Lew im Hotel ab und schlägt uns vor, an den Baikalsee und dort mit dem Schiff zu einem kleinen Ort zu fahren, wo wir übernachten werden. Aber zuerst müssten wir zu Tatjana, die für uns gekocht habe: ein kleines, eilig zu geniessendes Festmahl in der der winzigen Wohnung von Tatjana in einem Vorort von Irkutsk.
Die Fahrt nach Listwianka am Baikalsee unternehmen wir in Lews Auto, einem rechtsgesteuerten Japaner mit einem Sprung in der Windschutzscheibe. Lew ist ein rassiger Fahrer und beschleunigt, dass wir zu m
einer Erleichterung ganz schnell, fast mit Lichtgeschwindigkeit, am Baikal-Ufer eintreffen. Lew, der während der Fahrt einige Telephonanrufe erhalten hat, muss leider nach Irkutsk zurück, sodass wir diesen Ausflug nur mit Tatjana fortsetzen. Das Dorf Bolshie Koti, etwa 15 km von Listwianka entfernt, erreichen wir nach einer etwa halbstündigen Fahrt mit einem Tragflügelboot.
Bolshie Koti ist ein kleines Dorf aus Holzhäusern, z.T. neue, die ganz nach Ferienhäusern, oder hier vielleicht besser „Datschas“, aussehen. Wir übernachten in einem neueren Gebäude, das zu einer Gruppe von Häusern gehört, die offenbar – soweit ich das verstanden habe – von der Universität als Unterkunft für Studenten, die hier arbeiten, benutzt werden. Auffallend ist die Ruhe. Es hat zwar einzelne Motorfahrzeuge. Auffälliger ist aber Hahnenschrei. Tatjana hat in mehreren Taschen auch hier ein Festmahl als Abendessen mitgebracht.
Am nächsten Tag ist der Himmel grau, aber am Morgen ist es noch trocken. Kurz nach Mittag brechen wir hastig auf, weil ein Schiff uns nach Listwianka zurück mitnehmen kann. Der Wind hat ziemlich aufgefrischt und das Boot ist nicht gross, wird also ziemlich durchgeschüttelt. Ich habe meinen Platz auf dem Hinterdeck eingenommen und obwohl es ziemlich frisch wird und zeitweise auch etwas feucht, geniesse ich die Fahrt, die etwa zwei Stunden dauert. Falls hier jemand mit der Frage nach Seekrankheit kommt: ich habe keinerlei Beschwerden festgestellt, weiss aber nicht, ob der Baikal genug Wellen erzeugt, damit dies überhaupt eintreffen kann. Ich muss dazu also den Pazifik abwarten.
Auf dem Weg von Listwianka nach Irkutsk mit einem Minibus-Taxi setzt Regen ein, der bis am nächsten Morgen nicht aufhört.
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