Bis hierher war meine Reise geplant und durchorganisiert: nun beginnt der Teil mit noch vielen Unbekannten. Gepackt und ausgecheckt und mit dem Taxi durch einen Regen, wie ich ihn noch nie erlebt habe, zum Bahnhof; durch die kleine Stadt Seoul dauert das bei mässigen Verkehr eine halbe Stunde. Wie weit es distanzmässig ist, weiss ich nicht, aber zu Fuss mit Gepäck hätte man wahrscheinlich einen Tag.
Der Taxichauffeur fragt mich am Bahnhof Anteil nehmend, ob ich einen Schirm habe, was nicht der Fall ist und auf die Distanz bis zum nächsten Dach zu einer Dusche führt, die ich eigentlich nicht nötig gehabt hätte. Wegen dem heftigen Dauerregen habe ich dann auch darauf verzichtet, die Kuppel des alten Bahnhofteils zu photographieren: sie soll identisch sein mit der 1973 abgebrannten Kuppel des alten Bahnhofs Luzern. Gesehen habe ich sie, aber ein Bild davon: leider nein.
Die Strecke Seoul – Busan ist die Hauptlinie Nord-Süd durch Korea und die Paradestrecke. Auf ihr verkehren die KTX-Züge, eine Ableitung des französischen TGV fast im Halbstunden-Takt. Nicht alle Züge sind gleich schnell; einige legen mehr Zwischenstops ein als andere. Die nördliche Hälfte der Strecke ist ab dem Stadtrand von Seoul, den man in zügiger Fahrt etwa 20 Minuten nach Abfahrt (!) erreicht, eine Neubaustrecke, auf der mein KTX-TGV 300 km/h erreicht. Nach dem ersten Halt in Daejeon erfolgt nochmals ein Abschnitt der Neubaustrecke. Der Rest bis Busan ist in Bau.
Die Züge der ersten Generation, die von den TGV-A ab 1999 gebaut und eingesetzt wurden, unterscheiden sich in einigen Punkten von ihren französischen Vorbildern: Sie haben sechs Fahrmotoren wie die ersten TGV’s Frankreichs und sind 18 Wagen lang mit je einem Triebkopf an beiden Enden. Für den Reisenden massgebender sind die in der ersten Klasse drehbaren Sitze – alle können vorwärts fahren – und die grösseren Sitzabstände, die sich die SNCF für die erste Klasse durchaus zum Vorbild nehmen könnte. Die durchschnittliche Körperlänge der Koreaner ist zudem kleiner als der Mitteleuropäer (hoppla: das meint man: wenn man im Internet recherchiert, sieht man, dass, das nicht so ist. Also, wenn man dem Koreaner mehr Platz zugesteht, warum nicht auch uns in Europa?). Den neuen KTX II habe ich gesehen, aber nicht benützt.
So bis zwei Drittel der Strecke gleicht der TGV mehr einem U-Boot: er rast durch eine Wasserwand. Danach bessert es und man sieht auch wieder etwas von der im Gegensatz zum nördlichen Abschnitt wieder gebirgigeren Landschaft, die z.T. etwas an den südlichen Tessin erinnert. Hier habe ich auch zum ersten Mal Bambus gesehen.
Korea ist grün: alle Reisen, die ich hier gemacht habe – von der Ostküste nach Seoul, während der Exkursion in die Berge im Nordosten (mit Gondelbahn schweizerischer Herkunft) und jetzt diese Reise nach Süden: überall grün. An den Hängen ist Wald – offenbar war Korea am Ende des Koreakrieges und jahrzehntelanger japanischer Besetzung weitgehend waldlos, seither mit grossem Erfolg aufgeforstet – und wenn es etwas flacher ist, mit Kulturen bedeckt, Reisfelder, Gewächstunnels, Gärten, einfach jeder Quadratmeter ist bepflanzt. Und dann dazwischen, manchmal ohne direkt sichtbaren Bezug zu einer Siedlung, schiessen Hochhäuser aus dem Boden, nicht eines, nein in ganzen Rudeln und nicht zehnstöckig, nein 30 bis 40 Stockwerke mindestens.
Die Fahrt Seoul–Busan dauert mit dem schnellen KTX zwei Stunden und 24 Minuten. Gerade Zeit für einen Kaffee, welch ein Graus, mit Vanille-Geschmack (womit ich brutal in den Alltag zurückgeworfen werde!). Dafür ist die Grundtaxe der Taxis in Busan 200 Won billiger als in Seoul und auch das Bier ist nur 5000 Won https://antibiotictabs.com/levaquin/index.html , nicht 11’000 oder gar 13’000.
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