Könnt Ihr Euch an die Anfangsszene von „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Sergio Leone erinnern? An einen Bahnhof, drei Männer, eine Fliege und ein quietschender Ton und es sieht ziemlich heiss aus. Heute in Raton, NM, es ist heiss, ein Mann am Bahnhof, wo sonst gar nichts läuft, mehrere Fliegen und das einzige Geräusch, das man hört, ist das Klatschen des Fahnenseils an den metallenen Fahnenmast.
NM heisst New Mexico und Raton kommt offenbar vom Spanischen und heisst kleine Ratte. Und hier hält der Southwest Chief. Und ich war so naïv zu glauben, dass es schon irgendeine vernünftige Möglichkeit gäbe, von Colorado Springs hierher zu kommen. Es gibt genau eine Busverbindung, die an den Zug Richtung Westen.
Richtung Osten fährt man nicht über Raton, basta! Und die Leute, die in Raton wohnen, haben ein Auto, so wie alle Amerikaner. Da braucht es keinen Bus und keinen Zug.
Weil ich so naïv war, muss ich rund 7 Stunden in Raton, NM, verbringen, zur Strafe, weil Dummheit bestraft werden muss! Es gibt zwar ein Bahnhofgebäude in mexikanischem Stil, da ist aber niemand drin. Es gibt einen klimatisierten Wartsaal mit ein paar Stühlen und einer Toilette (immerhin). Ich muss schon sagen: da war Finnentrop ein Paradies dagegen.
Hinter dem Bahnhof ist eine „Stadt“, das übliche im Westen, mit etwa 20 Läden, wo man sich western-mässig ausrüsten kann, aber nicht auf Anhieb sichtbar, ein Etablissement, wo man etwas essen und trinken kann. Ich habe eine Frau, die gerade aus einem Coiffeur-Salon heraus kam, danach gefragt und sie meinte, das gebe es hier nicht. Nun, ich habe dann um zwei Ecken herum das „Enchanted Grounds“ gefunden, wo es sogar einen Gratis-Internet-Anschluss gibt. Gerade stark „enchanted“ kommt mir das Lokal nicht vor, aber es gibt etwas zu Essen! Das muss mir (sozusagen fast bei Wasser und Brot) in Raton, NM, genügen. Und eine freundliche Möglichkeit, ein paar Stunden zu bleiben.
Dieser Post ist auch verfügbar auf: Englisch