Springfield MA war für mich ja das Sprungbrett zum Mount Washington. Warum Mount Washington? Der ist sowohl geologisch als auch klimatisch sehr interessant. Dort fährt aber auch die erste Bergbahn mit Zahnradantrieb der Welt immer noch, die Mount Washington Cog Railway (MWCR), eröffnet 1869, drei Jahre vor der Rigi-Bahn und letztlich ein Auslöser zu Bau derselben. Nur dass die MWCR nicht in Springfield startet, sondern ein paar Kilometer östlich von Bretton Woods in den Bergen im nördlichen New Hampshire (Motto diese Staates: „Live free or die“, nett, nicht?), 335 km (und natürlich zurück), die mit Hilfe von Avis überwunden werden, ein Sü ndenfall, aber anders ging es nicht.
Und es hat sich gelohnt, nicht nur wegen der Zahnradbahn, die schon sehr speziell ist – wer wissen will weshalb, bekommt im Beitrag über amerikanische Eisenbahnen ein paar Details (wenn ich noch dazu komme) – sondern auch wegen der phantastischen Aussicht vom Berg und der Landschaft mit extrem viel Wald. So von der Autobahn aus gesehen besteht Vermont und New Hampshire zu 90% aus Wald. Nun natürlich die Frage: Indian Summer? Nein, noch nicht richtig. An einigen Stellen kann man erahnen, wie es aussieht, wenn dann alles farbig ist.

Ausblick vom Mt. Washington gegen SW. In der linken Bildhälfte oben Bretton Woods, am unteren Rand Marshfield Station, der Ausgangspunkt der Zahnradbahn
Springfield MA, habe ich am nächsten Morgen mit dem Zug verlassen. Springfield, eine Stadt mit immerhin über 150’000 Einwohnern, hat einen Bahnhof im Zerfallstadium. Ich verstehe nicht, warum die das zerfallende Zeugs nicht wegreissen. So wirkt es auf jeden Fall nicht sehr Vertrauen erweckend auf den Bahnreisenden. Der Zug 145 Springfield, MA–Lynchburg, VA über New Haven, CT, New York, Newark, NJ, Philadelphia, PA, Washington, DC führt Amfleet I-Wagen der Business- und der Coach-Klasse mit einem Buffetwagen, bis New Haven mit einer Diesellok, ab dort mit einer Bo’Bo’ AEM7 Elektrolok. Dieser Zug hat keinen Namen, sondern die verschiedenen Verbindungen laufen unter der Sammelbezeichnung Northeast Regional. Vor allem ein Erlebnis ist die Einfahrt nach New York: Die Strecke führt von Nordosten entlang der Küste, macht dann eine Bogen zuerst nach Südosten über die Hell Gate-Brücke über den East River und schwenkt dann in einem weiten Bogen zurück nach Südwesten, um den East River Richtung Nordwesten zu unterfahren und rechtwinklig zur Längsachse von Manhattan in die Pennsylvania Station einzufahren. Dabei hat man die längste Zeit – wenigstens bevor der Zug in den Tunnel einläuft natürlich – phantastische Ausblicke auf die berühmte Skyline. Man sieht sie auch von der New Jersey-Seite noch einmal, zuerst nur die Spitze des Empire State Buildings, dann auch andere, aber es ist von Süden her nicht so spektakulär wie von Nordosten. Nach etwas mehr als einer Stunde erreicht der im südlichen Abschnitt sehr schnell verkehrende Zug (nach meiner Schätzung erreichen sie 200 km/h) Philadelphia – wow, diese Bahnhofhalle müsst Ihr Euch einmal ansehen!
Nun sitze ich in einem kleinen gemütlichen Hotel in Philadelphia, schreibe an meinem nächsten Beitrag und jede Stunde ungefähr, manchmal auch häufiger, erschüttert ein Erdbeben das alte Haus. Es wird im Untergrund eine U-Bahnlinie in den Fels gesprengt.
Wann ich genau an Bord der CMA CGM Matisse gehen kann, weiss ich noch nicht. Aber es wird heute, morgen oder übermorgen sein. Mit diesem Schiff werde ich gegen Ende Monat in Rotterdam eintreffen. Ich werde also wieder eine Weile nicht erreichbar sein. Und damit Ihr auch hier wisst, wo ich mich befinde:
http://www.marinetraffic.com/ais/de/showallphotos.aspx?mmsi=212865000
Also bis bald!
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