12.12.2016
Um 06:00 wird der Anker gelichtet und das ist ein Geräusch, das man im Vorschiff, wo meine Kabine ist, gut hört. Unter dem Vorhang ist es verdächtig hell, also stehe ich auf und schaue hinaus: Strahlende Sonne nachdem wir in den letzten Tagen meistens grau in grau gesehen haben. Also hinaus und ein paar schöne Bilder der spektakulären Szenerie der Fortuna Bay schiessen.
Das erste Anlanden findet heute in Stromness statt, einer ehemaligen Walfangstation statt. Die ganzen Einrichtungen und Gebäude sind noch vorhanden, sind aber grossflächig abgesperrt, da einerseits Einsturzgefahr besteht und offenbar das ganze ziemlich viel Asbest enthält. Am Strand sehen wir Seebären, Königspinguine, See-Elephanten und auch einige Eselpinguine. Man kann eine Wanderung zu einem Wasserfall machen.
Dann geht die Fahrt weiter nach Maiviken, ein der nächsten Buchten gegen Osten, von wo ein Teil der Gruppe an Land geht, um den Weg nach Grytviken zu Fuss zu unternehmen. Ich bleibe auf dem Schiff und gehe dann in Grytviken an Land. Grytviken ist der „Hauptort“ von Südgeorgien. Hier gibt es eine permanent besetzte Verwaltung, eine Forschungsstation, ein Museum und ein Postamt. Auch das Militär ist natürlich hier, wieviele ist aber offenbar ein gut gehütetes Geheimnis.
In Grytviken wurden bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts Wale verarbeitet. Ein Teil der Anlagen sind gesichert und können besichtigt werden. Ausserdem befindet sich das Grab Ernest Shackletons im kleinen Friedhof. Die Crew der MS Bremen offeriert hier einen Tee mit oder ohne, Glühwein und Gebäck. Hier muss einmal etwas zum gebotenen Service auf der MS Bremen gesagt werden: Da ist alles hochprofessionell, die Küche und er Weinkeller Spitze, das Personal erstklassig und immer freundlich. Die Kabinen entsprechen absolut einem Hotel-Standard.
Eine zweite Bemerkung ist zu den Angeboten zu machen: Nebst den bereits erwähnten ausgezeichnet organisierten Landgängen bieten die mitfahrenden Fachleute sehr gute Vorträge zur Geschichte und zur Natur und geben bereitwillig Auskunft. Reto Brennwald moderiert jeden Abend vor dem Nachtessen einen „Talk“, zu dem er jeweils Gäste interviewt, so z.B. die Schiffsleitung – der leitende Offizier, eine Frau (die sich so bezeichnet haben will), den Kapitän – die Verantwortlichen für den Hotelbetrieb einschliesslich die ziemliche junge Küchenchefin usw. Hier in Grytviken hat er den „Gouverneur“ von South Georgia, der Vertreter der britischen Regierung, und zwei Forscher eingeladen.
Über Nacht liegen wir die meiste Zeit in Grytviken vor Anker, was eine ruhige Nacht bedeutet.
13.12.2016
Im Laufe der Nacht haben wir Grytviken verlassen und unser erstes Ziel für diesen Tag, St. Andrews Bay, angesteuert. Wenn die Salisbury Plains beeindruckt haben, wird am in St-Andrews Bay überwältigt. Hier sind es geschätzt eine halbe Million Königspinguine, ein Viertel der weltweiten Population. Es hat weniger Seebären, dafür aber mehr See-Elephanten. Man kann einfach nur noch staunen. Vielmehr kann man dazu nicht sagen.
Doch etwas sollte man bei diesen Massen schon noch erklären: Da sind als rund 500‘000 Pinguine, die Erwachsenen als Paare, die sich das Brut und das Aufzuchtgelingen (ich habe „Aufzuchtgeschäft“ geschrieben – auf Intervention des kompetenten Kritikers Kurt, der Ausdruck „Aufzuchtgeschäft“ sei zu kommerzialistisch, habe ich den Ausdruck geändert) teilen. Ein Partner brütet und der andere geht ins Meer und frisst. Wenn das Kücken geschlüpft und gross genug ist, gegen die Eltern ins Meer und fressen sich voll, wobei der Mageninhalt nicht verdaut wird. Damit kehren sie zu ihrem Kücken zurück, um es zu füttern. Aber wie finden sie es in der Menge? Offenbar durch Rufe und Antworten, eine Leistung der Natur, die man sich nur schwer vorstellen kann. Aber sie funktioniert, sonst würde es nicht so viele Königspinguine geben. Kann man sich vorstellen, dass man seinen Partner z.B. an der Streetparade nur durch rufen finden könnte? (Dies ist ein Vergleich von Benno Lüthi von ART = Arctic Research Trust).
Am Nachmittag wär eine weitere Anlandung in Gold Harbour, in einer von Gletschern umrahmten Bucht vorgesehen, die wegen zu hohem Wellengang abgesagt wird. Als Ersatz gibt es eine Fahrt in den Drygalski Fjord, in dem mit den Zodiaks eine Fahrt an die Eis- und Felswände angeboten wird. Gegen Abend umrunden wird wir die Südostspitze von Süd-Georgien und nehmen einen südwestlichen Kurs auf die South Orkney-Inseln.