14.12.2016
Am Morgen befinden wird uns bei ruhiger See auf Kurs. Gegen 10:00 Uhr meldet die Brücke Wale auf der Backbordseite. Es handelt sich um zwei Finnwale, das zweitgrösste lebende Tier auf dieser Welt. Wale sind etwas frustrierendes: man sieht ein bisschen Rücken, wenn man Glück hat sie Rückenflosse und den sog. Blas wenn sie „schneuzen“. Trotzdem lösen Walmeldungen immer ein Hektik aus.

Finnwal, South Georgia–South Orkney Islands
Nun ist es Zeit, einmal etwas über das Schiff zu sagen: Die MS Bremen von Hapag Lloyd wurde 1990 bei Mitsubishi Shipyard in Kobe (Japan) gebaut, ist also schon ein relativ alter Kahn. Sie ist ein Schiff einer hohen Komfortklasse, 111 m lang, 17 m breit und hat einen Tiefgang von 4,8 m. Sie wird von 2 Dieselmotoren mit je 2427 kW angetrieben und erreicht eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (28 km/h). Sie hat Stabilisatoren, d.h. eine Einrichtung, mit der die Bewegungen des Schiffes infolge Wellengangs gedämpft werden kann. Wichtig für Reisen wie diese hier: sie hat die höchste Eisklasse E4 für Passagierschiffe, d.h. Bug und Rumpf sind verstärkt, dass das Schiff in der Lage ist, Seeeis beiseite zu schieben, nicht aber es zu brechen. Die MS Bremen ist kein Eisbrecher.

MS Bremen vor Laurie Island, South Orkney Islands

Meine Kabine auf der MS Bremen
Die MS Bremen kann in 80 Aussenkabinen und zwei Suiten 155 Passagiere aufnehmen. Die Crew – Schiffsbesatzung und Hotelbetrieb zusammen – besteht aus 100 Mitarbeitern. Für die Anlandungen verfügt sie über zwölf motorbetriebene Schlauchboote, sog. Zodiacs. Sie verfügt über eine eigene Müllverbrennungsanlage und ein vollbiologisches Klärsystem. Küchenabfälle ist das einzige, was über Bord geht, nicht aber im Südatlantik und im Südpolarmeer. Ausserdem gibt es ein Hospital mit Schiffsarzt – der fährt auch Zodiac – und einer Pflegefachfrau und einen Coiffeur/Beauty-Salon mit einer entsprechend ausgebildeten Mitarbeiterin. Die MS Bremen hat ein Helikopterdeck.
Obwohl die MS Bremen nicht mehr die jüngste ist, ist sie auf einen hohen Niveau, was ihre Ausstattung betrifft. Die Einrichtung der allgemeinen Räume und der Kabinen ist auf dem modernsten Stand und lassen keine Wünsche offen.
15.12.2016
Am Morgen erreichen wir die South Orkney Islands, wo eine Anlandung bei der argentinischen Forschungsstation Base Orcada auf Laurie Island geplant ist und auch stattfindet. Die Süd –Orkney-Inseln sind fast ganz vergletschert und in ihren Gewässern schwimmen Eisberge. Die Forschungsstation ist permanent besetzt und forscht in Meterologie, Erdmagnetfeld nun Glaziologie. Wir werden von den Argentiniern empfangen und bewirtet. Als Gegeleistung bekommen sie von der MS Bremen einiges, was sie entbehren müssen, das sie nur von zwei Schiffen pro Jahr versorgt werden, also Gemüse, Früchte usw. Sie revanchieren sich Wein, Kaffee und Kuchen.

Reste der ersten Forschungsstation der Briten, Laurie Island, Base Naval Orcadas, South Orkney Islands

Die argentinische Base Naval Orcadas, Laurie Island, South Orkney Islands

Geflaggte Besitzansprüche, Base Naval Orcadas, Laurie Island, South Orkney Islands

Kapsturmvögel, Laurie Island, South Orkney Islands

Kapsturmvögel, die hier für uns nicht sichtbaren Phytoplankton fressen, Laurie Island, South Orkney Islands

Zügelpinguine, Laurie Island, South Orkney Islands

Adelie-Pinguin, Laurie Island, South Orkney Islands

Adelie-Pinguine, Laurie Island, South Orkney Islands
Zurück auf dem Schiff hat der Hotelbetrieb auf dem Oberdeck einen Weihnachtsmarkt organisiert, schon ein bisschen surreal. Mit kommt Fellinis Satyricon in den Sinn. Aber offenischtlich gefällt es den meisten. Das Spanferkel ist gut, der Glühwein und der Dresdener Stollen auch. Da tauchen dann auch die ersten grossen Eisberge auf die wir durch die Fahrt durch die Normanna Strait im Westen der South Orkneys noch ausgiebig bewundern können.

Weihnachtsmarkt auf dem Sonnendeck, südlich der South Orkney Islands

Spanferkel und Glühwein auf dem 60. Breitengrad Süd

Lebkuchenherzen …

Pinguine verlassen die Eisscholle, Normanna Strait, South Orkney Islands

Normanna Strait, South Orkney Islands

Normanna Strait, South Orkney Islands
16.12.2016
Die ursprünglich geplante Anlandung auf Elephant Island, jener Insel, auf der Shackleton landete und seine Crew zurückliess um auf South Georgia Hilfe zu holen, war wegen zu hohem Wellengang nicht möglich. Die Vorbeifahrt ist aber ein Erlebnis für sich, begleitet von Walen, jagenden Pinguinen und Robben auf Eisschollen. Elephant Island ist die nordöstlichste der South Shetland Islands. Am Abend könne wir dafür auf Penguin Island, einer kleinen Insel eines erloschenen Vulkans, an Land gehen und Zügelpinguinen beim Brüten zusehen.

Elephant Island, fast voll vergletschert. Hier wartete die Mannschaft von Shackleton auf ihre Rettung

Club-Deck der MS Bremen, wir werden informiert, zwischen Elephant Island und Penguin Island

Bekannte Gesichter

Penguin Island, praktisch eis- und schneefrei (warum?), ein ehemaliger Vulkan

Eselpinguin, Penguin Island

Adelie-Pinguin, Penguin Island

Wal-Knochen, Penguin Island

Zügel-Pinguin-Kolonie, Penguin Island

Sie/er brütet, das Ei in der Bauchfalte in einem Nest aus Steinchen, hin und wieder wechselt sie7er die Position und verschiebt das Ei, Penguin Island

Der Partner/die Partnerin mit sauberen Bauch – ein Zeichen, dass sie/er im Wasser war und gefressen hat, wartet darauf sie/ihn abzulösen, Penguin Island

Ein Zügel-Pinguin bringt seiner Partnerin ein Steinchen vom Strand oder von einem anderen Nest geklaut, Penguin Island
17.12.2016
Heute morgen schneit es. Man muss sich immer wieder selber daran erinnern: hier ist Sommer! Wir sind 62° 35‘ S, immer noch gut 4° nördlich des südlichen Polarkreises, den wir auf dieser Reise nicht erreichen werden. Nahe am längsten Tag wird es in der Nacht auch nicht mehr richtig dunkel. Ich verzichte auf die Anlandung auf Half Moon Island.

Half Moon Island, South Shetland Islands
Am Nachmittag fahren wir in die Bucht von Deception Island, eine der südlichen der South Shetland Islands. Das spezielle an dieser Insel ist, dass amn mit dem Schiff durch eine gut 100 m breite Passage ins Innere der Insel fahren kann, in die Caldera des aktiven Vulkans. Auch schneit und regnet es und die Wolken hängen etwas 50 m über der Wasseroberfläche. Im Schiff ist es dagegen angenehm warm.

Deception Island, South Shetland Islands

Neptune’s Bellows, Deception Island, South Shetland Islands

Neptune’s Bellows, Deception Island, South Shetland Islands

22:45: es wird eisige, Nordspitze der antarktischen Halbinsel

23:08: es wird nicht mehr dunkel, wird sind der Nähe des 65. Breitengrades, antarktische Halbinsel

18.12. 2016, 02:28: Der Sonnenaufgang, leider hinter Wolken, antarktische Halbinsel
Sonnenaufgang.