Chile hat eine sehr grosse Nord-Süd-Ausdehnung, ist aber West-Ost ziemlich schmal. Ausserdem ist das Land von zwei Gebirgszügen geprägt. Da sind die Anden im Osten, die gleichzeitig die Grenze zu Argentinien markieren. Entlang der Küste sind die weniger hohen Küstenkordillere und zwischen den beiden Gebirgszügen liegt das sog. Valle Longitudinal, südlich der Wüstengebiete im Norden und bis etwa Puerto Montt, wo dieses Längstal abtaucht und bis hinunter nach Feuerland die Fjordlandschaft bildet, die wir in den letzten Tagen durchfahren haben. Auch das Valle Longitudinal hat eine ziemlich grosse Nord-Süd-Ausdehnung, was sich in unterschiedlichen Klimazonen und damit auch unterschiedlichen Möglichkeiten für die Landnutzung ausdrückt.

Zwischen Panguipulli und Los Lagos

Eucalyptus-Bestand, zwischen Panguipulli und Los Lagos

Pino Oregon = Douglasien, zwischen Panguipulli und Los Lagos

Auch einheimische Baumarten bilden schöne Bestände, zwischen Conaripe und Neltume, hier bereits an Andenabhang

Weitsicht, zwischen Conaripe und Neltume
Nördlich von Puerto Montt, im sogenannten kleinen Süden, ist Chile grün, sogar sehr grün. Die Fahrt von Puerto Montt nach Valdivia für durch eine wellige und sehr grüne Landschaft. Auffallend sind die vielen Bäume. In der Umgebung von Valdivia kommen die bewaldeten Hügel der Küstenkordillere dazu. Am Ostabhang der Anden ist etwas dasselbe zu finden, was wir nördlich und südlich der Alpen als Folge der Vergletscherung haben: die „Anden“-Rand-Seen. Die Anden waren in Eiszeiten auch vollständig vergletschert, wobei bei die Gletscher der maximalen Ausdehnung bis in den Pazifik reichten. Was wir nicht haben, sind die Vulkane, von denen es in Chile eine ganze Reihe gibt. Chile ist Teil des sogenannten pazifischen Feuerrings.

Der Lago Villarrica, zwischen Villarrica und Pucón

Einer von vielen weiteren, der Lago Panguipulli, südlich von Villarrica
In diesem Teil Chiles ist das Klima gemässigt feucht. Das habe ich „leider“ auch bemerkt. Von den sechs Tagen, an denen ich im Haus eines Freundes – das ist ein Story für sich – etwas 20 km nordöstlich von Pucón verbracht habe, waren zwei Tage trocken und mit guter Sicht. Wenn man sich die Klimadaten der Region ansieht, verwundert das nicht und wenn man sich die Vegetation an sieht erst recht nicht. Puerto Montt liegt ungefähr soviel südlich des Äquators wie Rom nördlich, hat ein feucht-kühles Klima – 1800 mm pro Jahr, 19°C im Sommer und das ganze Jahr eine hohe Luftfeuchtigkeit. In Valdivia regnet et 2200, schon vor allem im Winter, d.h. Juli/August. So richtig kalt wir es aber auch nicht. Das wäre eigentlich ein angenehmes Klima, um alt zu werden, oder?
Hier ein Wort zur Vegetation: sie ist sehr reichhaltig und üppig und erinnert an vielen Orten an den Tessin, v.a. entlang den Seeufern mit vielen Exoten, aber auch in den Andentälern mit ihren steilen Flanken und an den Kastanien in den Talböden. Die Kastanien standen im ganzen Gebiet in voller Blüte, eine echte Pracht.

Prächtige Kastanie – eine eingeführte Baumart, bei Currarehue

Kastanien-Blüten, bei Currarehue
Bleiben noch die Vulkane und das, was damit zusammenhängt, nämlich die Erdbeben, von denen es in der Geschichte des Landes, auch in der jüngeren, einige desaströse Beispiele gibt: Valdivia, Concepcion, Valparaiso (erst vor wenigen Jahren). Ich habe hier – Holz „aalange“ – keine erlebt und die schönen Vulkane haben z.T. ihr Haupt verhüllt. Von Puerto Montt aus sieht man die Vulkane Osorno 82652 m) und Calbuco (2002 m), der letztere aktiv und im April 2015 zum letzten Mal heftig ausgebrochen. Diese beiden siehr man bei schönem Wetter. Als ich sie photographieren wollte, war das Wetter leider nicht schön. In der Nähe von Pucón bzw. Villarrica ist der Vulkan Villarrica (2840 m), aktiv und zum letzten Mal im März 2015 ausgebrochen. Der Villarica räuchelt permanent. In seiner Nähe wären noch der Quettrupilán (2360), nicht aktiv, und der Lanin (3769 m) an der Grenze zu Argentinien, erloschen und offenbar der schönster Berg Argentiniens. Mit hat sich in seiner vollen Pracht nur der Villarrica gezeigt.

Vulkan Villarrica, vom Schlafzimmer von Pauls Haus aus gesehen.

Pucon, Volcan Villarrica, von Pucón aus

Volcan Villarrica

Vulkan Villarrica, auch vom Schlafzimmer von Pauls Haus aus gesehen

Volcan Lanin, wenigstens sein Fuss, im Vordergrund Araukarien

Araukarien, nahe der Grenze zu Argentinien Mamul Malal

Araukarien-Verjüngung

Schöne Blumen, bei den Araukarien
Und dann ist da ja noch die Story für sich. Ich habe ein paar ruhige Tage in einem schönen Haus 20 km ausserhalb Pucón verbracht. Das Haus gehört einem Arbeitskollegen. Als ich ihr fragte, ob man das Haus mieten könne, gab er mir die Antwort: „Nein, ich vermiete es nicht; meine Freunde können es gratis benützen.“ Das habe ich dann eben gemacht und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Vielen Dank, lieber Paul!

Pauls Haus, mit eigenem Vulkan
Das Haus hat noch eine Besonderheit: vom Schlafzimmer aus sieht man den Villarrica – wenn es schön ist. Aber eine weitere Besonderheit ist der kleine Vulkan gerade oberhalb des Hauses. Dass es sich um einen Vulkan handelt, sieht man auf dem folgenden Google-Earth-Bild.

Google-Map-Bild: beim roten Kreis ist Pauls Haus
Noch zur Reise:Ich bin zuerst von Puerto Montt mit dem Bus nach Valdivia gefahren, habe dort ein Auto gemietet, bin damit nach Pucón und auf verschlungenen Wegen nach Valdivia zurück gereist. Gestern bin ich dann sechs Stunden mit dem Bus durch das Velle Longitudial bis Chillán gefahren. Warum Chillán? Weil es hier einen Bahnhof gibt.

Und das ist ein Zufallstreffer: Bei der Rückfahrt nach Valdivia sah ich es bei einem Bahnhof räucheln: EFE-Zug „El Valdiviano“ Valdivia–Antilhué